Blockchain und Bitcoin Technologie mit Anwendungsbeispielen

Blockchaintechnologie:

Im ersten Teil des Blogartikels geht es um einen allgemeinen Überblick über die Blockchaintechnologie sowie den damit verbundenen Vor- und Nachteilen bei der Nutzung dieser geben.

Im zweiten Teil wird auf bestehende und potenzielle Anwendungsbeispiele in der Industrie und Wirtschaft eingegangen, um die Thematik anhand konkreter Beispiele aufzuzeigen.

Was ist die Blockchain?

Die Blockchain wird im Allgemeinen als dezentrale, stetig wachsende Datenbank bezeichnet, die sämtliche Transaktionen transparent für alle Beteiligten der Blockchain abbildet. Dezentral deshalb, weil die Datenbank gespiegelt auf allen beteiligten Rechnern im Netzwerk liegt und über diese kontinuierlich erweitert wird. Im Unterschied zum klassischen Internet, werden nicht nur Daten bzw. Informationen ausgetauscht, sondern Werte.

Der Aufbau der Blockchain ist dabei wie eine Kette aus Blöcken zu sehen, d.h. eine Transaktion innerhalb der Blockchain wird als Block inklusive Zeitstempel abgespeichert und wirkt sich direkt auf die nächste und somit alle weiteren Transaktionen bzw. Blöcke aus. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass es sich um valide Transaktionen handelt und kein Missbrauch vorliegt, da Blöcke aus der Vergangenheit nicht verändert werden können. Die und Transaktionen und Blöcke selbst werden dabei mit Hash-Werten versehen und somit verschlüsselt gespeichert. Im Falle einer Bezahlung eines Nutzers der Blockchain über eine digitale Währung, wird dies als Transaktion in der Blockchain „aufgezeichnet“.

Der Aufbau der Blockchain ist also konzeptionell entgegengesetzt zu dem einer zentralen Datenbank. Sie wächst nicht, indem ein Programmierer weitere Datenbanktabellen oder –felder hinzufügt oder eine Software diese anlegt. Die Blockchain wächst durch die Rechenleistung von einzelnen Nutzern, auch „Minern“ genannt. Die Computer dieser Nutzer lösen mit ihrer Rechenpower komplexe mathematische Problemstellungen, was letztlich dazu führt, dass ein neuer Block innerhalb der Blockchain zur Verfügung gestellt wird. Auf Grund der Tatsache, dass dies der einzige Weg für den Ausbau der Blockchain ist, ist gleichzeitig sichergestellt, dass die Blöcke sicher sind.

Welche Blockchains gibt es und wo finden sie ihre Anwendung?

Die bekanntesten öffentlichen Blockchains sind die der so genannten Kryptowährungen, Beispiele hierfür sind Bitcoin oder Etherium. Sie wachsen praktisch sekündlich und gewinnen täglich mehr Einfluss am internationalen Finanzmarkt.

Neben diesen öffentlich zugänglichen Blockchains existieren mittlerweile aber auch diverse private Blockchains, auf die nur bestimmte Beteiligte Zugriff haben. Diese meist von Wirtschaftsunternehmen initiierten Projekte dienen oftmals prototypischen Versuchsstellungen, um bestimmte Szenarien zu testen, bevor man in einem zweiten Schritt öffentliche Blockchains nutzt.

Abgrenzung gegenüber zentralen Systemen

Wird die Blockchain verwendet, um Transaktionen am Markt zu tätigen, so geschieht dies direkt zwischen den Nutzern, also Peer-to-Peer. Es wird kein zentraler Server oder eine zentrale Kontrollinstanz benötigt, die den Service oder gar die Plattform zur Verfügung stellt. Am Beispiel von Finanztranskationen kann man dies besonders anschaulich machen: Die Nutzer können sich gegenseitig mit einer virtuellen Währung bezahlen, ohne dass eine Bank oder ein Dienst wie PayPal notwendig wird. Das Geschäftsmodell dieser so genannten „Gatekeeper“ wird also umgangen und dadurch ausgehebelt. Eine der zentralen Konsequenzen daraus, die Mittelmänner aus dem Prozess zu entfernen, ist eine erhebliche Kostensenkung, da die üblichen Handelsspannen verschwinden.

Vorteile der Blockchain

Wie bereits erwähnt, werden Transaktionen und Blöcke ausschließlich verschlüsselt übertragen, wodurch ein höchstes Maß an Sicherheit durch die Architektur der Blockchain gegeben ist.

Durch den dezentralen Ansatz und der Tatsache, dass sich die Blockchain auf den Rechnern der Nutzer selbst und keinen Servern befindet, entsteht kein so genannter „Single Point of Failure“ wie bei klassischen Software Systemen.

Begriffsdefinition „Single Point of Failure“

Unter einem Single Point of Failure (kurz SPOF, englisch für etwa einzelne Stelle des Scheiterns) versteht man einen Bestandteil eines technischen Systems, dessen Ausfall den Ausfall des gesamten Systems nach sich zieht. (Quelle:

Öffentliche Blockchains sind für jedermann einsehbar, was den Nutzern maximale Transparenz über die Transaktionen gewährt. Die Tatsache, dass keine Gatekeeper vorhanden sind, erhöht die Transparenz ebenfalls.

Wird eine Transaktion innerhalb der Blockchain getätigt, so geschieht dies in Echtzeit. Dadurch ist die Performance grundsätzlich höher einzustufen als bei zentralen Architekturen, bei denen oftmals ein Flaschenhals vorliegt. Die in der Theorie hohe Performance kommt in der Praxis derzeit allerdings nicht immer zum Tragen, da die Systeme noch nicht dafür ausgelegt sind (siehe hierzu auch „Nachteile“).

Nachteile der Blockchain

Die Abwesenheit eines Gatekeepers bedeutet zugleich, dass es keinen zentralen Betreiber gibt, der sich um den Nutzersupport oder die Wartung der Anwendung kümmert. Auch die Weiterentwicklung wird nicht proaktiv von einzelnen Stellen voran getrieben sondern von den Nutzern selbst. In der Vergangenheit führte dies bei Open Source Technologien manchmal dazu, dass die Weiterentwicklung stagnierte.

Ein großer Nachteil der Blockchain, der nach Expertenmeinung erst in den nächsten drei bis fünf Jahren ausgemerzt werden kann, ist die aktuelle Performance, was die Menge der Transaktionen pro Sekunde betrifft. Ein Beispiel: Bitcoin, die wohl bekannteste Kryptowährung, kann derzeit ca. drei bis vier Transaktionen pro Sekunde verwalten, Ethereum bringt es auf ca. fünf bis sechs Transaktionen pro Sekunde. Im Vergleich: Visa als zentraler Anbieter verarbeitet ca. 1.700 Transaktionen und der Dienst PayPal immerhin 60 Transaktionen pro Sekunde – also deutlich mehr, mit dem Unterschied, dass sowohl Visa als auch PayPal mit dieser Menge bei weitem noch nicht ausgelastet sind – im Gegenteil zu ihren dezentralen Pendants.

Praxisbeispiele in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben

In erster Linie verbinden die Menschen mit der Blockchaintechnologie die bekannten Kryptowährungen, wie zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum. Diese haben den Vorteil, dass sie einerseits verschlüsselt und somit sehr sicher sind, andererseits über bestimmte Analyseverfahren (z.B. Chainalysis) auch überwacht werden können, so dass Kriminellen, die zum Ziel haben, Geld zu waschen, leichter das Handwerk gelegt werden kann.

Darüber hinaus existieren viele weitere Beispiele, bei denen die Blockchain sinnvoll eingesetzt wird oder werden könnte.

So zum Beispiel macht der offene, dezentrale Ansatz überall dort Sinn, wo im Allgemeinen eine Intransparenz über den Herstellungs- oder Handelsprozess eines Wirtschaftsgutes herrscht. Dort zum Beispiel, wo Menschen auf zentrale Einrichtungen, wie Bio- oder Fairtrade- Zertifikate vertrauen (müssen) und man sich dennoch nicht sicher sein kann, ob wirklich jeder Schritt in der Kette „sauber“ ist. So ist es mit Hilfe der Blockchain Technologie möglich, jeden Schritt vom Anbau bis zum Verkauf von Kaffee oder Tee nachzuverfolgen, indem jeder Beteiligte seine Transaktionen darüber abwickelt. Unsachgemäßer Anbau, Mängel in der Lieferkette oder gar der Verkauf gefälschter Artikel können durch diesen Prozess verhindert werden.

Ein weiteres beliebtes Beispiel, das allerdings noch „Zukunftsmusik“ ist: Der einzelne Nutzer wird zum Händler für Energie, indem er seinen privaten Haushaltsstrom anderen zur Verfügung stellt. So könnte jemand mit einem Elektroauto an einer private Stromtankstelle (beispielsweise ein Parkplatz mit Induktionsfeld) eines Nutzers auftanken und über die Blockchain werden die verbrauchten Kilowattstunden automatisch bezahlt.

Dass durch die Blockchain der Automatisierung kaum Grenzen gesetzt sind, wird im Use Case „Internet of Things (IoT)“ ersichtlich: Über so genannte „Smart Contracts“, also zwischen zwei Softwaresystemen geschlossene Verträge, gibt man einer Maschine die Freiheit, sich selbst zu verwalten. So könnte künftig eine Waschmaschine nicht nur eine Meldung ausgeben, wenn die Wartung fällig wird, sondern direkt und automatisiert den Service-Techniker verständigen, der die Waschmaschine warten kann. Würde diese Waschmaschine in einem über Terminal und PIN-Code zugänglichen Waschraum stehen, so könnte der Service-Techniker mit einmalig gültigen Zugangsdaten dort seine Arbeit verrichten, ohne dass der Besitzer zuhause sein muss. Schließlich würde die Waschmaschine nach erfolgter Wartung auch die Bezahlung übernehmen – und durch die Transparenz der Blockchain kann der Besitzer jederzeit die Korrektheit sämtlicher Schritte überwachen.

Im Gesundheitssektor, der praktisch jedes einzelne Individuum eines Landes betrifft, könnte ebenfalls viel Transparenz geschaffen werden. So könnte eine für alle notwendigen Beteiligten einsehbare Krankenakte erheblichen Kommunikationsaufwand zwischen den einzelnen Stellen (verschiedene Fachärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen, …) reduzieren, die Geschwindigkeit von Untersuchungen erhöhen und Behandlungszyklen verkürzen. Darüber hinaus können fehlerhafte Einschätzungen oder Nachlässigkeiten im Prozess besser aufgedeckt werden.

Auch bei Wahlen könnte durch den Einsatz der Blockchain Technologie potenziellen Manipulationen vorgebeugt werden. So ist es dem Wähler jederzeit möglich, einzusehen, welchen Verlauf exakt seine Stimme von der Abgabe über die Auszählung bis zur gewählten Partei oder dem gewählten Politiker genommen hat.

Ein ähnlicher Anwendungsfall wäre im Bereich von Spenden und gemeinnützigen Einrichtungen denkbar. Des öfteren liest man davon, dass getätigte Spendengelder nicht bei den Bedürftigen selbst ankommen, sondern auf dem Weg dorthin verschwinden. Egal ob diese erhöhten Verwaltungskosten der Behörden oder kriminellen Machenschaften zum Opfer fallen – mit Hilfe der Blockchain wäre jeder Schritt in der Kette dokumentiert, jede Transaktion der einzelnen Nutzer würde zu dem eigentlichen Ziel beitragen, nämlich die Spende an den richtigen Ort zu bringen.

Auch im Bereich des Gebrauchtwagenhandels ist die Blockchain ein probates Mittel, um Betrug vorzubeugen. So könnte dem Manipulieren von Kilometerständen entgegengewirkt werden, indem die gefahrenen Kilometer mit den GPS-Daten eines Autos abgeglichen werden. Dies hat auch die Europäische Union auf den Plan gerufen, weshalb derzeit an einer anonymisierten Lösung dieses Problems gearbeitet wird, um das verlorengegangene Vertrauen der Käufer in den Gebrauchtwagenmarkt europaweit zurückzugewinnen.

Fazit

Obwohl die Blockchaintechnologie de facto bereits seit 2008 existiert, so hat sie vor allem in der jüngeren Vergangenheit in Verbindung mit dem rasanten Aufstieg des Bitcoin Schlagzeilen gemacht. Laut einer aktuellen Studie des Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.) glaubt jedes vierte Unternehmen daran, dass die Blockchain eines der digitalen Trendthemen im Jahr 2018 werden wird, was sie in die Top 10 der Trendtechnologien aufsteigen lässt. Ob sie letztlich ein ähnliches Disruptionspotenzial hat, wie beispielsweise das Internet in den 90ger Jahren, wird sich zeigen. Dies hängt in erster Linie davon ab, welche Use Cases entstehen und ob sich die Gesellschaft flächendeckend auf das dezentrale Modell der Blockchain einlassen wird.

Haben Sie Fragen oder benötigen Hilfe bei diesem Thema? Zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. Wir helfen Ihnen gern weiter.

Ansprechpartner: Ute Seelig oder Martin Stoll

10 Anwendungsbeispiele für Blockchain-Technologie im digitalen Marketing

Das Interesse an Blockchain-Technologie steigt exponentiell und beinahe im Tagesrhythmus entstehen neue Anwendungen. Während es noch Zeit braucht, bis sich die disruptive Kraft dieser Technologie entfaltet, auf der auch Kryptowährungen basieren, sollten vor allem Digital Marketer ihre Entwicklung verfolgen. Wir erläutern 10 Anwendungsbeispiele, wie die Blockchain im Digital Marketing eingesetzt werden kann.

Die Blockchain gehört aktuell zu den wichtigsten Trendthemen der Digitalbranche

Vor zehn Jahren wurde die erste Kryptowährung der Welt unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto entwickelt: der Bitcoin Core, die erste Form des Bitcoin. Dass Nakamoto als ersten Proof of Concept der Blockchain-Technologie eine Währung entwickelte, hat dazu geführt, dass sich bislang vor allem die Finanzbranche mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Tatsächlich sind die Anwendungsmöglichkeiten aber viel umfassender als wir uns zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt vorstellen können. Das Interesse an Blockchain steigt exponentiell und beinahe im Tagesrhythmus entstehen neue Blockchain-Anwendungen. So sind auch 55 Prozent der deutschen Unternehmen der Meinung, dass die Blockchain in Zukunft eine große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft haben wird. Das ergab eine Bitkom-Studie. Laut dem Bundesverband Bitkom gehört die Blockchain zu den wichtigsten 10 Trendthemen der Digitalbranche.

Verfechter der Blockchain sprechen bereits heute von einem Internet 3.0, das alle Industrien revolutionieren könnte und einen massiven Einfluss auf unser gesellschaftliches Leben haben wird. Dies passiert natürlich nicht von heute auf morgen. Wenn aber die Bank als Zwischeninstanz nicht mehr notwendig ist, warum sollte dies nicht auch für andere Bereiche gelten? Die Blockchain steht für eine transparente Verkettung von Datensätzen, die klassische Prüfinstanzen überflüssig macht. Auf diese Weise können nicht nur Währungssysteme ersetzt, sondern auch komplette Media- und Marketingprozesse abgewickelt werden. Wenn z. B. Produktinformationen als Währung eines Marketers begriffen werden würden und die Rolle von Plattformen wie Google, Facebook & Co bislang die Zwischeninstanz zwischen potentiellem Kunde und Unternehmen eingenommen haben, um z. B. Marketing-Kampagnen auszuspielen, könnten die Plattformriesen langfristig ihre Monopolstellung verlieren.

Was ist die Blockchain?

So wie bei Bitcoin, liegt auch alle anderen digitalen Währungen eine gemeinsame Technologie zugrunde: die Blockchain. Dabei handelt es sich um ein digitales Ledger-System (Kassenbuch), in dem Transaktionen aufgezeichnet werden. Das bedeutet, dass Einzelteile (“Blocks”) fest und untrennbar sowie am Ende nicht manipulierbar zu einer Kette (“Chain”) verbunden werden. Zwar ist auch das Bezahlsystem Bitcoin ein sehr spannendes Feld, vor allem ist es aber die Technologie dahinter, die den disruptiven Trend so revolutionär macht. Die Idee eines dezentralen Netzwerks, welches nicht von einer oder mehreren bestimmten Organisationen kontrolliert und verwaltet wird, kann für die Zukunft vieler Branchen entscheidend sein. Denn Blockchain bedeutet vor allem Offenheit, Transparenz und Demokratie. Es ist die radikale Anwendung der Ideen von Open Source. Neben der Finanzindustrie könnte die Blockchain-Technologie auch die Digitalbranche von Misstrauen, Vorurteilen und Täuschung befreien.

Welches Potenzial hat die Blockchain für das digitale Marketing?

Am Anfang der Digitalisierung war das Netz offen und demokratisch für alle. Das Internet 1.0 diente insbesondere dazu, dass sich Forscher untereinander austauschen konnten. Auch Funktionen wie E-Mail und das WWW existierten damals über eine offene, demokratische Protokollebene. Mit der Kommerzialisierung des Internets nach 1995 reichten die Basisdienste des protokollbasierten Internets nicht mehr aus. Somit fanden sich Unternehmen, um die nachgefragten Services anzubieten: z. B. Google, Facebook und Amazon, die derzeit zu den wertvollsten Unternehmen weltweit gehören. Ihre Monopolstellung verunsichert Menschen derzeit zunehmend und stellt Unternehmen und die Politik vor enorme Herausforderungen.

Diese zunehmende Verunsicherung beschäftigt auch das Digital Marketing: Marketer haben es derzeit nicht leicht, wenn z. B. Facebook-Skandale hinsichtlich Privatsphäre und Datensicherheit die Skepsis gegenüber der digitalen Werbelandschaft weiter schüren. Denn Menschen haben über das Tracking ihrer Daten zunehmend keine Kontrolle mehr. Die Blockchain hat das Potenzial, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen, indem z. B. Mitbewerber zu den großen Plattformen entstehen, die wie im Internet der ersten Generation, offen, transparent und demokratisch sind.

Wie können Marketer die Blockchain im Digital Marketing nutzen?

Die Möglichkeiten, wie Menschen die Blockchain-Technologie nutzen können, sind nahezu so vielfältig, wie die Möglichkeiten, das Internet zu nutzen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch niemand in der Lage, vorherzusehen, wie das Blockchain-basierte, dezentrale System die Kommunikationsbranche und damit auch das Marketing revolutionieren könnte. Ideen gibt es bereits viele, doch konkrete Anwendungen im Bereich Marketing und Werbung haben noch Seltenheitswert. Wie es die Vergangenheit lehrt, werden es Early Adopter, kreative Denker und Pioniere sein, die Anwendungsfälle finden werden und müssen.

Im Folgenden präsentieren wir 10 Anwendungsbeispiele für Blockchain-Technologie im digitalen Marketing:

1. Besseres Datenmanagement und Privatsphäre der Nutzer

Daten sind der Lebensnerv des digitalen Werbe-Ökosystems. Wer über Daten verfügt, hat einen Vorteil gegenüber denen, die über keine Daten verfügen. Es verwundert also nicht, dass zunehmend erforscht wird, wie die Blockchain dabei unterstützen kann, Herausforderungen und Probleme rund um Daten zu meistern. Wie z. B. das Thema Datenmissbrauch, das im Datenmanagement eines der größten Probleme darstellt. Beispielsweise glaubt der größte Kabelnetzbetreiber Comcast, dass die auf Kryptowährung basierende Technologie hier das größte Potenzial hat, zu glänzen. Denn die Blockchain umfasst, was jeder im Datenmanagement möchte: Informationen, welche vollständig transparent geliefert werden. Die in der Blockchain gespeicherten Daten zeigen genau und mit gesamter Historie, wer was und wann getan hat. Und dieser Prozess wird von allen am Netzwerk beteiligten Parteien überprüft und kryptographisch abgesichert.

2. Direct-to-Consumer Digital Marketing

Unter anderem aufgrund der zunehmenden Angst vor Datenmissbrauch, suchen viele Marken jetzt die direkte Verbindungen zu Kunden und wollen die Zwischeninstanzen umgehen. Mit Hilfe von Blockchain könnte dies gelingen. Sie bietet eine Möglichkeit, Transaktionsdaten hochgradig dezentral zu verwalten. Die Blockchain eliminiert die Notwendigkeit für eine Zwischeninstanz bei Transaktionen. Durch das dezentrale System der Blockchain entsteht eine direkte Verbindung zwischen Verbraucher und Unternehmen bzw. Publisher, indem sie die Datenmenge auswählen, die sie an den Werbetreibenden freigeben möchten. Bisher nahmen die großen Plattformen die Position zwischen Kunde und Unternehmen ein und gewann damit den Leser für sich. Demnach könnten vor allem traditionelle Publisher von diesem Ansatz profitieren.

3. Mehr Engagement und bessere Zielgruppenansprache

Seit Jahren investieren Werbetreibende und die Plattformen, mit denen sie zusammenarbeiten, in die Suche nach Optionen und zur Beschaffung von Daten, die es ihnen ermöglichen, die passenden Inhalte zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Nutzer auszuspielen und so den Nutzer zu einer Handlung bewegen. Womöglich könnte die Blockchain-Technologie als Grundlage für neue Targeting- und Interaktionsmodelle dienen. Hier ist das bislang wohl größte Beispiel ist hier der Basic Attention Token/Brave Browser. Darüber hinaus beschäftigt sich z. B. das Unternehmen BitClave damit, das Ausspielen von Anzeigen auf Basis der Blockchain-Technologie noch effektiver zu machen.

Dies geschieht durch Consumer Activity Tokens, die Konsumenten verdienen, indem sie ihre persönlichen Daten der Blockchain zur Verfügung stellen. Wenn User über die dezentrale Suchmaschine bei BitClave eine Suchanfrage durchführen, müssen Unternehmen dieser nachkommen, wenn sie den User erreichen wollen. Während z. B. die Google-Suche etliche Suchergebnisse an den Nutzer ausspielt, sorgt die dezentrale Suchmaschine von BitClave dafür, dass der Suchende wirklich das findet, wonach er sucht. Auf diese Weise wird der User für die Freigabe seiner Daten entschädigt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das in China ansässige Unternehmen ATMChain. Erwähnenswert ist, dass sich beide Blockchain-Projekte noch im Anfangsstadium befinden und aufgrund von anfänglichen Betrugsbedenken recht umstritten sind.

Darüber hinaus ergibt sich im Zuge der Datenfreigabe durch den Nutzer ein weiterer Vorteil: Während Werbetreibende bislang Kundendaten und -informationen aus den verschiedensten Quellen und mit Hilfe der unterschiedlichsten Analyse-Tools erhielten, erstellt der Kunde nun selbst sein Kundenprofil. Dem Unternehmen werden die Informationen bereitgestellt, die der potenzielle Kunde gewillt ist, zu teilen. Für Marketer bedeutet dies, dass sie noch besser auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden eingehen können und nur die potenziellen Kunden mit Werbung bespielen, welche am ehesten das Produkt kaufen oder die Dienstleistung buchen würden.

4. Personalisierte One-to-One-Kommunikation

Für Marketer resultiert aus dem obigen Beispiel außerdem, dass die Möglichkeiten der personalisierten Ansprache dank der disruptiven Technologie enorm verbessert würden. Indem der Zugang zu Produktinformationen über die gesamte Lieferkette sofort für den Interessenten verfügbar sind, nehmen Relevanz und Authentizität der Marke bzw. des Unternehmens an enormer Bedeutung zu. Damit verschiebt sich das Marketing von einer One-To-Many- hinzu einer One-To-One-Kommunikation. Der beste Aspekt an dieser Entwicklung ist womöglich, dass für den Kunden eine derart personalisierte Ansprache nicht wie eine Marketing- oder Werbemaßnahme dastehen würde.

5. Rechenschaftspflicht von Unternehmen und die soziale Verantwortung gewinnen an Transparenz

Die Markengeschichte ist ein zentrales Element, das alle großen Weltmarken wie Google, Facebook oder Apple eint, denn darin liegt ihr Schlüssel zum Erfolg. Jahrelang entstand Markengeschichte durch die Kommunikation von Versprechen durch Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Ob Unternehmen diese Versprechen einhalten würden, war für die breite Öffentlichkeit kaum ein Thema. Durch das transparente System der Blockchain könnten die Fakten nun in Bezug auf Produkt und Unternehmenswahrheiten überprüft werden. Übergeordnete Themen wie die Rechtspraxis eines Unternehmens oder Nachhaltigkeitsthemen können auf diese Weise ebenfalls leichter verifiziert werden. Unternehmen werden dadurch eher geneigt sein, Fakten wahrheitsgemäß und ohne Marketing Spin darzustellen.

6. Mehr Transparenz und Sicherheit vor Datenmissbrauch

Mit Hilfe von Blockchain-Technologie könnten Digital Marketer das Vertrauen der Nutzer wieder zurückgewinnen. Denn der technologische Ansatz bietet eine gute Möglichkeit, große Datenmengen zu anonymisieren und sie dennoch zu nutzen. So können Unternehmen Verbrauchern zeigen, an wen und welche Daten sie verkaufen. Weil diese Informationen weder geändert noch kopiert werden können, ist auf beiden Seiten der Schutz vor Datenmissbrauch und -manipulation sowie eine umfassende Transparenz gewährleistet, wie Daten erfasst und weiterverarbeitet werden.

Die Blockchain schützt durch die manipulationssichere Transparenz darüber hinaus z. B. auch vor Produktfälschungen. Denn durch das digitale Ledger-System der Blockchain kann jede Bewegung innerhalb der Lieferkette nachverfolgt und überprüft werden. Der Käufer kann auf einfache Weise überprüfen, woher ein Produkt kommt und ob es sich dabei um einen legitimen oder gefälschten Artikel handelt. Dadurch verbessert sich auch die Customer Experience (CX) enorm.

7. Cross-Promotion-Verträge im B2B-Bereich

Nicht nur die direkte Kommunikation zwischen Auftraggeber und -nehmer würde durch die Blockchain im digitalen Marketing ermöglicht werden. Sie kann die gesamte Wertschöpfungskette maßgeblich steuern und organisieren. So können sogenannte Smart Contracts z. B. das Cross-Promotion-Marketing im B2B-Bereich deutlich effizienter machen. Beispielsweise im Rahmen der Zusammenarbeit mit Influencern und Bloggern, die für Markenaufbau und -pflege Plattformen wie z. B. Instagram und YouTube nutzen. Die intelligenten Verträge umfassen Computerprotokolle, die Vertragsdetails abbilden und überprüfen, oder die Vertragsverhandlung und -abwicklung technisch unterstützen. Käufer und Verkäufer definieren in einem intelligenten Vertrag ihre Konditionen.

Auf Basis der Smart Contracts-Technologie werden so die Verpflichtungen aller Parteien automatisiert durchgesetzt, um sicherzustellen, dass Zahlungen erst nach Erfüllung der Bedingung erfolgen. Jeder vertragliche Schritt muss erfüllt sein, damit der nächste Schritt des Prozesses stattfinden kann. Der Zahlungsanbieter ist dabei für die Freigabe von Zahlungen an beispielsweise den Influencer verantwortlich, wenn dieser die Vertragsbedingungen erfüllt. Weil kein Dritter die Vertragsbedingungen regelt, gibt es auf der anderen Seite natürlich auch Herausforderungen, wie das Festlegen von eigenen Kosten etc. Ein Beispiel: Der Smart Contract gibt die Zahlung an den Influencer erst frei, sobald dieser den Social Media-Beitrag der Marke auf seinem Account veröffentlicht hat.

8. Qualitativ hochwertige Leads generieren

Dass Nutzer die Hoheit über ihre Daten zurückgewinnen, muss nicht zwangsläufig damit einhergehen, dass die Kundenzahlen rückläufig sind. Zwar fällt die Anzahl an potenziellen Leads geringer aus, indem Nutzer selbst entscheiden, wann welche Informationen an wen freigegeben werden und wie lange diese dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Marketer können hierdurch aber auf qualitativ hochwertige Leads hoffen.

Ein Unternehmen, welches auf dieser Technologie basierend Leads generiert, ist z. B. Snovio. Dem Kunden wird ermöglicht, seine persönlichen Daten durch den Austausch von SNOV-Tokens (Ersatzwährung) zu verkaufen. Der Verbraucher erhält so die Kontrolle über die eigenen Daten zurück. Gleichzeitig entsteht eine riesige Datenbank mit aktuellen, qualitativ hochwertigen Leads. Der Datenbank liegen dabei den Prinzipien der Crowdsourcing-Datensammlung zugrunde. Sie wächst also nur dann, wenn sich ein Nutzer für einen Beitrag entscheidet. Die Befürworter der Technologie glauben, dass durch finanzielle Anreize die Menschen eher dazu geneigt sind, ihre Daten anzubieten, wodurch eine Machtverlagerung vom Vermarkter zum Verbraucher stattfinden wird.

9. Betrugsprävention bei der Überprüfung der Anzeigenauslieferung

Heutzutage ist es fast unmöglich, zu wissen, ob echte Menschen den Traffic auf unserer Webseite oder unseren Anzeigen-Kampagnen generieren sowie unsere Follower-Zahlen und Gefällt mir-Angaben in die Höhe treiben. Oder ob sich dahinter sogenannte Klickbots von beispielsweise Wettbewerbern verbergen. Klickbetrug kostet Unternehmen weltweit mehrere Milliarden Euro im Jahr. Wie aktuell das Thema des Klickbetrugs mit Hilfe künstlicher Intelligenz ist, verdeutlicht z. B. der Bot Traffic Report 2017: Demnach wurden 95 Prozent des gesamten Webseiten Traffics durch Bots generiert.

Mit Blockchain könnte diese erschreckende Zahl der Vergangenheit angehören. Die Blockchain-Technologie ermöglicht es Unternehmen, direkt nachvollziehen zu können, an wen die Anzeigen ausgeliefert wurden und ob diese Personen zur eigenen Zielgruppe gehören oder nicht. Ein Unternehmen für Blockchain-Technologie, welches diese Lösung bereits anbietet, ist beispielsweise MetaX. Für Marketer bedeutet dieses Blockchain-Beispiel, dass sie nicht nur eine Menge Kosten einsparen könnten, sondern auch eine Menge Zeit.

10. Bessere Loyalitätsprogramme mit CRM und Echtzeit-Prämien

Loyalitätsprogramme gelten als wichtiger Bestandteil des Kundenbindungsmanagements. Die Informationen über den Kunden, seine Interessen und präferierten Kommunikationskanäle, ermöglicht es Unternehmen, gezielte Marketing- und Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die auf die individuellen Kundenbedürfnisse abgestimmt sind. Sie zielen darauf ab, Gewinne zu steigern, indem sie dem Kunden einen realen Mehrwert bieten. Häufig sind die Programme und der Mehrwert für den Kunden jedoch intransparent und komplex. Außerdem wird ihnen ein geringer Return-On-Investment (ROI) unterstellt.

Mit Blockchain könnte sich dies ändern: Indem die Blockchain die Beschaffung von Daten in Echtzeit ermöglicht, könnten so noch viel komplexere Customer-Relationship-Management-Systeme entwickelt werden. Durch das dezentrale System der Blockchain wäre der Kunde nicht an die Vorgaben und Beschränkungen einzelner Marken gebunden. Es bietet eine Lösung, die mit allen Marken kompatibel ist. Das würde z. B. die Einlösung von Treuepunkten stark vereinfachen. Zudem bietet es dem Konsumenten eine viel größere Kontrolle über das gesamte Kundenerlebnis (CX).

Fazit

Wie bei fast jeder Technologie wird es Zeit brauchen, bis sich die disruptive Kraft der Blockchain entfaltet. Aktuell befindet sie sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium und ist stark begrenzt auf Kryptowährungen. Fest aber steht, die Technologie ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist also nicht ob, sondern wann sie die Wirtschaft und unser gesellschaftliches Leben umfassend prägen wird. Indem wir uns bereits heute damit befassen, dass auf uns womöglich eine neue digitale Revolution zurollen wird, können wir aktiv daran teilhaben, die Richtung zu bestimmen, in die sie uns führt und ihre Chancen nutzen. Denn sie bietet viele Funktionen, die es bislang noch nicht gegeben hat. Das Umgehen einer Zwischeninstanz ist dabei wesentlich. Wenn weitere Features hinzukommen, könnte die Blockchain eine gesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr Transparenz und mehr Wahrheit anstoßen. Das Zauberwort, mit dem diese Technologie den Sprung von der technischen Grundlage der Kryptowährungen in das bestehende Wirtschaftssystem schaffen könnte, lautet Vertrauen. Und dies könnte auch für die Zukunft des Marketings eine bedeutende Rolle spielen. Wer sich mit der Blockchain beschäftigen möchte, kann sich vorbereiten, indem er zunächst den Rahmen schafft. Das heißt: Prozesse definieren und in bestehenden Systemen die Daten festlegen, die zukünftig in die Blockchain fließen sollen. Erst als zweiter Schritt folgt die Entscheidung, auf welcher Netzwerktechnologie die Blockchain-Lösung laufen soll. Hier gibt es bereits viele Anwendungen die unter dem ERC20 Standard basierend auf dem Ethereum Protokoll ausgeführt werden.

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6 Beispiele für Blockchain-basierte Lösungen

Goldgräberstimmung einerseits, vorsichtiges Abwarten andererseits - jenseits des Hypes ist längst klar: Die Blockchain-Technologie wird auch den Handel spürbar verändern. Wir zeigen sechs Beispiele von Unternehmen, die an der Entwicklung Blockchain-basierter ­Lösungen für ihr Business von morgen arbeiten.

Beispiel Wirecard: Supply-Chain-Plattform

Die Digitalisierung von Lieferketten mithilfe der Blockchain-Technologie hat sich der Payment-Technologie-Anbieter Wirecard zum Ziel ­gesetzt. Derzeit entwickelt das Aschheimer Unternehmen den Prototypen einer universell einsetzbaren Supply-Chain-Plattform, bei der die Prozesse zwischen Produzenten, Spediteuren, Lieferanten und Händlern über Smart Contracts in einer privaten Blockchain von den jeweiligen Marktteilnehmern geregelt werden. Sie soll - angepasst an die jeweiligen Märkte - den Handel von Rohstoffen wie Kaffee, Öl oder Stahl von der Vertragsgestaltung über die Qualitätssicherung und die Herkunftsgarantie bis hin zur sicheren Zahlungsabwicklung in einer dezentralen Datenbank abbilden.

Die Vorteile: Die noch weitverbreiteten langsamen und fehleranfälligen papiergestützten Prozesse werden schneller, sicherer und günstiger - auch, weil auf die bislang zur Vermittlung und Absicherung benötigten Zwischenhändler teilweise verzichtet werden kann. Der Prototyp für den Kaffeehandel soll noch im August vorgestellt werden, für weitere Plattformen laufen derzeit die Gespräche mit potenziellen Partnern. Mit einem ersten Go-live rechnet Wirecard Anfang 2019.

 

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